Ausgestorben
Unkraut wächst in meinem Garten. Viel Unkraut. Und Moos. Außerdem Brennnesseln.
"Unkraut gehört in keinen Garten." sagen die Leute.
Aber ich finde Unkraut sehr schön. Moos ist weich und pelzig und leuchtet in vielen verschiedenen Schattierungen. Und Brennnesseln mag ich auch, die Blätter und Blüten und den biegsamen, schlanken Stiel.
"Häßliche, dicke, schwarze Raupen kriechen auf deinem Unkraut herum. Stört dich das nicht?" sagen die Leute. Und: "Man müßte sie vergiften!"
Aber ich würde mein Unkraut mitsamt seinen Bewohnern niemals vergiften. Die Raupen sind zwar schwarz, aber ihre Haut ist gesprenkelt von winzigen weißen Pünktchen. Ihnen schmecken die Brennnesselblätter. Süß und saftig. Die dicken schwarzen Raupen essen und essen und essen. So viel, daß ihnen íhre Haut zu eng wird. Sie platzt auf, schält sich ab und darunter kommt eine neue schwarze Haut zum Vorschein. Die gleiche Farbe, nur weiter und geschmeidiger. Mehrmals geschieht das, schwarze Haut mit weißen Pünktchen.
Irgendwann passiert es dann: die kleinen weißen Punkte verwandeln sich in goldene, größere Punkte. Auch der schwarze Hautton der dicken Raupen verwandelt sich ins Gräuliche. Sie hören auf, auf meinem Unkraut herumzukriechen, werden lahmer und irgendwann hängen sie plötzlich regungslos in den dünnen Verästelungen der Brennnesseln. Seltsam geformte Körper, aschgrau und mit goldenen Pünktchen.
Tag für Tag hängen sie so im Unkraut. Leblos nach außen. Ohne Sicht nach innen. Und dann kommt der Augenblick, in dem sie sich öffnen. Wieder platzt die enge, rissige Haut. Langsam entfaltet sich eine kleine Gestalt. Breitet die Flügel aus, so voll leuchtener Farben. Flattert nervös auf der Stelle. Rot. Blau. Braun. Und goldene Punkte. Legt die Flügelspitzen aneinander und streckt die kleinen, zittrigen Fühler aus. Verharrt mehrere Sekunden regungslos auf dem saftig grünen Brennnesselblatt. Und fliegt dann hoch, mit weit geöffneten Flügeln.
Ein Schmetterling. Ein Pfauenauge.
Und was sagen die Leute?
"Seht ihr, stimmt ja gar nicht, daß immer behauptet wird, Pfauenaugen seien ausgestorben. Da fliegt ja einer."
"Unkraut gehört in keinen Garten." sagen die Leute.
Aber ich finde Unkraut sehr schön. Moos ist weich und pelzig und leuchtet in vielen verschiedenen Schattierungen. Und Brennnesseln mag ich auch, die Blätter und Blüten und den biegsamen, schlanken Stiel.
"Häßliche, dicke, schwarze Raupen kriechen auf deinem Unkraut herum. Stört dich das nicht?" sagen die Leute. Und: "Man müßte sie vergiften!"
Aber ich würde mein Unkraut mitsamt seinen Bewohnern niemals vergiften. Die Raupen sind zwar schwarz, aber ihre Haut ist gesprenkelt von winzigen weißen Pünktchen. Ihnen schmecken die Brennnesselblätter. Süß und saftig. Die dicken schwarzen Raupen essen und essen und essen. So viel, daß ihnen íhre Haut zu eng wird. Sie platzt auf, schält sich ab und darunter kommt eine neue schwarze Haut zum Vorschein. Die gleiche Farbe, nur weiter und geschmeidiger. Mehrmals geschieht das, schwarze Haut mit weißen Pünktchen.
Irgendwann passiert es dann: die kleinen weißen Punkte verwandeln sich in goldene, größere Punkte. Auch der schwarze Hautton der dicken Raupen verwandelt sich ins Gräuliche. Sie hören auf, auf meinem Unkraut herumzukriechen, werden lahmer und irgendwann hängen sie plötzlich regungslos in den dünnen Verästelungen der Brennnesseln. Seltsam geformte Körper, aschgrau und mit goldenen Pünktchen.
Tag für Tag hängen sie so im Unkraut. Leblos nach außen. Ohne Sicht nach innen. Und dann kommt der Augenblick, in dem sie sich öffnen. Wieder platzt die enge, rissige Haut. Langsam entfaltet sich eine kleine Gestalt. Breitet die Flügel aus, so voll leuchtener Farben. Flattert nervös auf der Stelle. Rot. Blau. Braun. Und goldene Punkte. Legt die Flügelspitzen aneinander und streckt die kleinen, zittrigen Fühler aus. Verharrt mehrere Sekunden regungslos auf dem saftig grünen Brennnesselblatt. Und fliegt dann hoch, mit weit geöffneten Flügeln.
Ein Schmetterling. Ein Pfauenauge.
Und was sagen die Leute?
"Seht ihr, stimmt ja gar nicht, daß immer behauptet wird, Pfauenaugen seien ausgestorben. Da fliegt ja einer."
Annapopanna - 4. Dez, 21:52
nomsen - 5. Dez, 18:03
erwachen
ließt sich sehr schön deine schilderung über das entstehen eines schmetterlings! du solltest kinderbücher schreiben!! das ist genau der ton, den kinder gern mögen... vom stil her irgendwie ähnlich dem kleinen prinzen...
hendrik.weber - 8. Dez, 06:40
HALLO -
und nur ganz kurz. Deine Geschichten gefallen mir alle, die letze aber ganz besonders, da ich bei Gelegenheit schon oft auf dieses Bild zurückgegriffen habe: Die Schmetterlinge sind die Blüten der Brennnessel...
Gruß
Hendrik
Gruß
Hendrik
Annapopanna - 3. Jan, 10:49
Das Bild gefällt mir sehr gut!
Garten